E&S-Pleite: Advofin attackiert Haftpflichtversicherung

Der Konkurs des Grazer Strukturvertrieb Ertrag & Sicherheit (E&S) sorgte im August 2016 für viel Aufsehen. Mehrere Partner des Vertriebs beziehungsweise deren Produkte erwiesen sich als Problemfälle, was E&S-Kunden am Ende Verluste in Millionenhöhe bescherte und schließlich den Konkurs des Unternehmens zufolge hatte. Konkret ging es um die Investments der deutschen Anbieter Shedlin Capital, EVVE und Halebridge Asset Management, die die Misere auslösten. Alle drei Gesellschaften sind inzwischen insolvent.

Mit einen Grund für den Konkurs war nicht zuletzt die Tatsache, dass die Haftpflichtversicherung der E&S, die Star Stone Insurance Europe, sich damals weigerte, eine Deckungszusage zu geben. Die E&S reichte daraufhin drei Klagen gegen die Versicherung ein. „Diese wurden allerdings ruhend gestellt und vom Masseverwalter nicht weitergeführt“, berichtet Rechtsanwalt Sven Rudolf Thorstensen. Dieser versucht nun gemeinsam mit dem Wiener Prozessfinanzierer Advofin gegen die Haftpflichtversicherung vorzugehen und sieht gute Chancen für die Anleger.

„Berater reine Erfüllungsgehilfen“
Insgesamt vertritt Thorstensen im Auftrag von Advofin mehr als 600 geschädigte Kunden. Die Schadenssummen der einzelnen Anleger reichen dabei von 5.000 bis 200.000 Euro. Zum einen hat Thorstensen die Forderungen im Konkursverfahren angemeldet und gleichzeitig wird nun gerichtlich gegen die Haftpflichtversicherung vorgegangen.

„Die Befriedigung der Ansprüche unserer Mandanten verfolgen wir über die Inanspruchnahme der Haftpflichtversicherung der Ertrag & Sicherheit GmbH, nicht jedoch der Berater selbst. Für uns waren die Berater reine Erfüllungsgehilfen. Wir sehen unseren Ansatz, also über die Haftpflichtversicherung zu gehen, als vielversprechender und schneller.“

Schadensumme von 220 Millionen Euro
Laut Thorstensen geht es insgesamt um eine Schadensumme von 220 Millionen Euro, die alleine mit Katzengold der deutschen EVVE und Shedlin-Fonds in Dubai in den Sand gesetzt wurden. Interessanter Weise haben bislang aber nur um die zehn Prozent der E&S-Geschädigten ihre Forderungen angemeldet. „Immerhin mehr als 12.000 Anleger glauben offensichtlich, dass durch das im August 2016 eröffnete Konkursverfahren gegen E&S ohnehin nichts mehr zu holen ist“, wundert sich der Rechtsanwalt.

Verjährung droht
Nun droht aber bald Verjährung, und damit würden mehr als 12.000 Anleger ihre Chancen auf eine mögliche Rückerstattung verlieren. „Kunden von E&S sollten umgehend aktiv werden, um die drohende Verjährung ihrer Ansprüche zu verhindern. Wir haben für unsere Klienten bereits erste Erfolge erzielen können und sehen für geschädigte Anleger gute Chancen, zumindest einen Großteil ihres Geldes zurückzubekommen“, so Thorstensen. (gp)

(fondsprofessionell.at, 20.02.2018)